Transitfütterung von Sauen: Der unterschätzte Schlüssel für gesunde Würfe
Die Transitphase – also die Zeit rund um das Abferkeln – ist für Sauen eine der kritischsten Phasen überhaupt. Eine gezielte Fütterung in dieser Übergangszeit kann hier den entscheidenden Unterschied machen.
In diesen wenigen Tagen entscheidet sich, ob Geburt und Laktation reibungslos verlaufen oder ob Probleme wie MMA, schlechte Futteraufnahme und Ferkelverluste drohen.
Was bedeutet Transitphase eigentlich?
Die Transitphase beschreibt die Zeit kurz vor und nach der Geburt der Ferkel – meist etwa sieben Tage vor bis drei Tage nach dem Abferkeln. In dieser Phase ändert sich der Stoffwechsel der Sau grundlegend: Aus einer trächtigen wird eine laktierende Sau. Mit dem Umstallen vom Warte- in den Abferkelstall fällt meist auch der Futterwechsel von einer restriktiven Tragendmischung zu einer energiereicheren Laktationsration zusammen.
Gerade in dieser Übergangszeit ist die Sau besonders anfällig für Stoffwechsel- und Verdauungsprobleme. Eine klug abgestimmte Transitfütterung kann helfen, Geburt und Säugezeit optimal vorzubereiten.
Ziele der Transitfütterung
Die Transitfütterung soll mehrere Dinge gleichzeitig leisten:
- Leichte, komplikationsarme Geburten ermöglichen
- Viele lebendgeborene Ferkel sichern
- MMA-Erkrankungen (Metritis-Mastitis-Agalaktie) vorbeugen
- Calciummobilisierung trainieren
- Und schließlich: Sowohl Sau als auch Ferkel gesund in die Säugezeit bringen
Dafür ist eine fein abgestimmte Nährstoffzusammensetzung entscheidend – zu viel Eiweiß oder Calcium kann genauso schaden wie zu wenig Rohfaser.
Von der Tragezeit in die Transitphase
Während der Tragezeit wird die Sau meist restriktiv gefüttert:
- In den ersten Wochen etwa 2,5 kg Tragemischung pro Tag,
- ab dem 85. Trächtigkeitstag rund 4 kg pro Tag.
Wichtig ist ein ausreichender Rohfaseranteil. Rohfaser sättigt, hält die Tiere ruhig, beugt Verstopfungen vor und sorgt für ein großes Verdauungsvolumen – die Basis für eine hohe Futteraufnahme nach der Geburt. Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 8 % Rohfaser in der Trockensubstanz bzw. 200 g pro Tag.
Herausforderungen in der Transitphase
In vielen Betrieben wird technisch bedingt schon kurz vor der Geburt Laktationsfutter gefüttert. Das ist jedoch nicht ideal:
Laktationsmischungen enthalten viel Eiweiß und Calcium, aber wenig Rohfaser. Die Folge sind häufig Verstopfungen, MMA-Erkrankungen, schwere Geburten und ein erhöhtes Risiko für Ferkelverluste.
Eine durchdachte Zwischenlösung ist daher entscheidend.
Zwei Fütterungskonzepte im Vergleich
- Reine Laktationsmischung (klassische Variante)
- Ca. 2,5 kg Futter pro Tag
- Kurz vor und nach dem Abferkeln Reduktion auf ca. 2 kg/Tag → Nur bedingt zu empfehlen, da sie häufig zu Stoffwechselproblemen führt.
- Mischration aus 50 % Tragend- und 50 % Laktationsfutter (optimierte Variante)
- 3,0 – 3,5 kg Futter pro Tag
- Zwei Tage vor bis drei Tage nach dem Abferkeln Reduktion auf 2 – 3 kg
- Wichtig: Ausreichende Wasseraufnahme sicherstellen
Dieses Konzept vereint die Vorteile beider Futtertypen: moderate Energie- und Eiweißgehalte, ausreichende Rohfaser und dennoch genug Nährstoffe für die Geburt.
MMA – ein vermeidbares Risiko
Die sogenannte MMA-Erkrankung (Metritis, Mastitis, Agalaktie) ist eine der häufigsten Gesundheitsstörungen rund um das Abferkeln. Sie entsteht durch Entzündungen infolge bakterieller Abbauprodukte – vor allem von gramnegativen Keimen im Darm. Begünstigende Faktoren sind:
- Verstopfungen
- Geringe Wasseraufnahme
- Hoher Infektionsdruck im Stall
Typische Symptome: Apathie, Fieber, verändertes Gesäuge und Milchmangel. Eine gezielte Fütterung mit Komponenten, die den Basenüberschuss (BE) reduzieren, kann hier vorbeugen. Je niedriger der BE, desto saurer der Harn – und desto geringer das Risiko vaginaler Infektionen. Daher sollten calcium- und basenreiche Komponenten (z. B. Dicalciumphosphat) möglichst vermieden werden.
Gezielte Nährstoffergänzungen
Neben der Futterzusammensetzung selbst können bestimmte Zusätze die Transitphase positiv beeinflussen:
- L-Carnitin unterstützt den Energiestoffwechsel und entlastet die Leber. Es verbessert die Versorgung der Embryonen und kann den Geburtsverlauf verkürzen.
- Vitamine E und C wirken antioxidativ und stärken das Immunsystem. Das ist besonders wichtig, da die Sau in dieser Phase starkem physiologischen Stress ausgesetzt ist.
So lässt sich der Stoffwechsel stabilisieren und die Abwehrkraft erhöhen – mit messbarem Nutzen für Sau und Ferkel.
Fütterung in der Säugezeit
Nach der Geburt verschiebt sich der Fokus: Jetzt steht die Milchleistung im Mittelpunkt. Die Sau benötigt deutlich mehr Energie und Eiweiß – mindestens 13 MJ ME pro Kilogramm Futter.
Als Faustregel gilt:
- Erhaltungsbedarf: 2 kg Futter pro Sau
- + 0,5 kg pro Ferkel - Rund 80 % der aufgenommenen Energie fließen in die Milchbildung.
Die Futtermenge sollte ab dem 3. bis 8. Tag nach der Geburt täglich um 0,5 – 1 kg gesteigert werden, bis Zielmengen von etwa 4,5 kg (Jungsauen) bzw. 5,5 kg (Altsauen) erreicht sind.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Laktationshyperthermie – einem Anstieg der Körpertemperatur infolge des intensiven Stoffwechsels ab dem 8. Tag nach dem Abferkeln. Um Futterverweigerung zu vermeiden, empfiehlt sich an Tag 9 und 10 eine leichte Reduktion der Futtermenge.
Fazit: Der Balanceakt lohnt sich
Die Transitfütterung ist mehr als nur eine Übergangsdiät – sie ist ein zentrales Element moderner Sauenhaltung. Eine Kombination aus 50 % Tragend- und 50 % Säugemischung, ergänzt durch reduzierten Calciumgehalt, optimalen Rohfaseranteil und leicht saure Komponenten, schafft die besten Voraussetzungen für gesunde Geburten, vitale Ferkel und leistungsfähige Sauen.
„Die Technik im Stall gibt oft den Rahmen vor – aber die richtige Fütterungsstrategie entscheidet über den Erfolg.“
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